8 Frankreich (Napoleon III. und Öffentlichkeit) durch unerwartet rasche Entscheidung des
'deutschen Dualismus' zugunsten Preußens 1866 durch die Schlacht bei Königgrätz
ungeheuer gereizt,
da Hoffnung auf Schiedsrichterrolle Frkr.s einem preußisch-österreichischen.
Erschöpfungskrieg vereitelt.
Enttäuschung
über ausgebliebene 'Kompensationen' (in Gestalt linksrheinischer Gebiete) für das mit dem
Norddeutschen Bund östlich des Rheins gegebene neue Machtgefüge.
8 Bald
weitere außenpolitische Misserfolge Napoleons III. (gescheiterter Versuch, Luxemburg unter französische Kontrolle zu
bekommen sowie gescheiterter Versuch, ein von Frankreich protegiertes Kaisertum
in Mexiko aufzubauen)
Zusätzlich zu dieser Kette außenpolitischer Rückschläge wird Napoleon innenpolitisch durch eine stark anwachsende liberale, z.T. republikanische Opposition bedrängt.
8 +++ In diese Situation platzt 1870 die Spanische
Thronkandidaturfrage mit Angebot an süddeutsche Hohenzollern-Linie (für französ. öff. Meinung
völlig inakzeptabel, Erinnerungen an habsburgische Umklammerung im 16./17.Jh.
weckend), das der preuß. König Wilhelm als Hohenzoll.-Familienchef zunächst
unterstützt
Frankreich
legt sich in öffentlicher Parlamentserklärung vom 6.7.70 fest: Hohenzollernkandidatur = Krieg
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Daraufhin 12.7.
Kandidaturverzicht
des süddeutschen Hohenzollern. (Wieder mit Billigung des preuß. Königs Wilhelm.) Damit im Prinzip
dem französischen Interesse Genüge getan!
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Jetzt legt Frankreich
jedoch nach: Nach Frankreichs Meinung nicht
vor aller Weltöffentlichkeit klargestellt, dass Preußen vor französischer Kriegsdrohung zurückgewichen war –
das eigentliche Ziel Napoleons, einen diplomatischen Triumph
über Preußen als Erfolg vor der französischen Öffentlichkeit vorweisen zu können und damit seine
Popularität/Macht zu erhalten, also nicht erreicht.
8 Deshalb kommt es zur 'zweiten Runde' der Krise:
Französische Garantieforderung ( noch am 12.7.) an Wilhelm, dass nie mehr in
aller Zukunft spanische Hohenzollernkandidatur der Hohenzollern.
Eingehen darauf hätte
– dies war Bismarcks (aber eben auch Frankreichs) Überlegung –einen politischen
Triumph des französischen Kaiserreichs bedeutet, nämlich praktisch:
Eingeständnis des französischen
Machtanspruchs (zu dem auch das – jedem damals im In-und Ausland bekannte Veto
Frankreichs gegen einen über die Mainlinie hinausgehenden deutschen
Einigungsprozess, also letztlich gegen die nationalstaatliche Einigung
Deutschlands, gehörte).
13.7. Vorstöße des französischen Botschafters in Ems,
Ablehnung durch Wilhelm, und Bismarcks "Emser Depesche" (der von
Bismarck redigierte – verkürzte u. verschärfte Bericht darüber an die Presse). Diese Pressemeldung bildet
den letzten Anstoß zu
8 +++ 19.7.1870 Kriegserklärung
Frankreichs an Preußen
[Charakteristisch für die Situation , in die sich die französische
Regierung manövriert hatte, ist der Satz Napoleons III. an seinen
Kriegsminister Ollivier: "Sehen Sie, in welcher Lage sich eine Regierung
manchmal befinden kann: Wir haben keinen richtigen Kriegsgrund, trotzdem werden
wir uns für den Krieg entscheiden müssen, um den Willen des Landes zu
gehorchen"]
Die Defensivbündnisse ('Schutz- und Trutzverträge')
Preußens mit den süddeutschen Staaten greifen jetzt; deshalb ist es sofort ein è deutsch-französischer Krieg
8 Frankreich geht in völliger
politischer Isolierung und Selbstüberschätzung in den Krieg:
Bismarck hatte durch geschickte Diplomatie für einen möglichen Konflikt
vorgebaut: Im Fall Österreichs durch schonende Behandlung 1866, im Fall Russlands durch lange geübte pflegliche Behandlung des preuß.-russ.
Verhältnisses, im Fall Englands –
dessen öffentliche Meinung ohnehin den französ. Kriegsentschluss für
unverständlich hielt – durch Zuspielung der französischen Wünsche in Richtung
Rheingrenze und betr. Luxemburg und Belgien; im Fall Italiens durch Versprechen, dass der von französischen Truppen
'schutzbesetzte' Kirchenstaat (der noch
nicht dem 1859/60 begründeten italienischen Nationalstaat zugehörte) an Italien
fallen sollte.
8 Verlauf: Trotz gewisser
waffentechnischer Vorteile der französ. Truppen durch überlegene Planung
Moltkes, rasche Heranführung der Truppentransporte durch sehr gutes
Eisenbahnwesen und sofortigen – von der öffentlichen Meinung begeistert
mitgetragenen – Kriegsbeitritt der süddeutschen Staaten zeichnet sich bald
Überlegenheit der deutschen Seite ab:
8 Kapitulation der frz. Nordarmee mit Napoleon. III. am 2.9.70 bei Sedan = Ende seines Kaisertums.
8 Frankreich setzt als Republik den Krieg
fort, da es nicht bereit ist, die in der deutschen Öffentlichkeit sofort
erhobene Forderung nach Abtretung Elsass-Lothringens zu akzeptieren, muss aber
im Januar 1871 nach Einschließung und Beschießung von Paris kapitulieren.
8 Gleichzeitig in die Wege
geleitet die Gründung des seit langem gewünschten deutschen
Gesamtstaates/Reiches (hierzu siehe mein „oben-unten“- Diagramm!) und dessen
Proklamation am 18.1.1871 im Spiegelsaal von Versailles.