BELASTUNGEN für die WR / ihr Image:

 

§         Versailler Vertrag: notgedrungen Erfüllungspolitik, bes. Reparationszahlung, bei einer Reihe von Regelungen Verletzungen des Selbstbestimmungsrechts (s. Blatt!!)

§         vergiftende Wirkung der Dolchstoßlegende, die in infamer Weise die tragenden Kräfte der Weimarer Republik zum Sündenbock für Niederlage und alle Folgelasten des verlorenen Krieges machte

§         Konstruktionsschwächen der Verfassung (s. Blatt!!) mit Folge politischer Instabilität
(von rechtsextremer Seite der sachliche falsche Eindruck genährt, die liberale Parteien-Demokrate sei ein westlicher Import mit der Absicht, Dtld. handlungsunfähig zu machen und am Wiederaufstieg zu hindern)

§         Parteizersplitterung (z.T. durch uneingeschränktes Verhältniswahlrecht begünstigt, aber nicht allein dadurch verursacht, in der schon im Kaiserreich vorhandenen sozialen und konfessionellen Zerklüftung der deutschen Gesellschaft begründet),
verbunden mit
gering ausgeprägter Kompromissbereitschaft (im konstitutionellen Regierungssystem des Kaiserreiches kein Zwang zum politischen Kompromiss, da die Parteien von der Übernahme der Regierungsverantwortung ferngehalten wurden)
und der
Existenz radikaler, verfassungsfeindlicher Flügelparteien (auf Reichsebene ab 1925 die NSDAP, in den Anfangsjahren und wieder in der Endphase der WR auch die Deutschnationale Volkspartei, auf der Linken die KPD).

§         Wirtschaftliche Verunsicherung/ Gefühl der Existenzbedrohung: Mega-Inflation 1923 mit sozialer Deklassierung  weiter Teile des Mittelstandes (Gefahr des Absinkens ins Proletariat), in der Endphase der WR ‚Mega-Arbeitslosigkeit’.

§         Dazu angesichts der weltrevolutionären Zielsetzung des kommunistischen Russlands eine z.T. in hysterischer Weise hochgespielte Bolschewistenangst (vgl. etwa Plakat S. 246 im Buch)

§         Nicht zu vergessen: bei vielen auch weltanschaulich-psychische Verunsicherung durch kulturell-weltanschauliche Umbruchserscheinungen (z.B. voller Durchbruch des Expressionismus, Psychoanalyse, Jazz usw.)

§         All dies begünstigte ein Krisengefühl, eine Anfälligkeit für radikale Lösungen / das Gefühl des Versagens der parlamentarischen Demokratie / den „Ruf nach dem starken Mann“, nach „Führung“, nach einem ordnungsstiftenden autoritären Staat, die Sehnsucht nach einem politischen „Heilsbringer“.