Bayern im Zeitalter der Restauration
(= nach dem Wiener Kongress) und des Vormärz  (= die Zeit zwischen ca. 1830 - dem Jahr der französischen Julirevolution mit Ausstrahlung nach ganz Europa und  dem Revolutionsjahr 1848):

 

- Zur Verfassung von 1818 siehe vorausgehendes Blatt

- Nachtrag: Mit Erlass der Verfassung wurde auch die Selbstverwaltung der Gemeinden, die Montgelas abgeschafft hatte, wiederhergestellt.

 

- Verfassung und Landtag wirkten - wie natürlich auch die Montgelas’schen Modernisierungsmaßnahmen - als wichtige, vielleicht  stärkste Klammer für den neuen bayerischen Staatsbau!

 

- Ebenso das Beamtentum, in das viele Franken, Schwaben, Pfälzer einströmten.

- All dies ließ Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen, das auch die Krisen 1848/49 und

  1918 (Sturz der Monarchie) überdauerte.

- 1825 Thronwechsel von Max. I. Joseph zu Ludwig I. (1825-48).
Romantiker, für die (mittelalterliche) deutsche Vergangenheit begeistert; „teutsch“ fühlend, aber dennoch auf  die Souveränität des bayerischen Staates (im Rahmen des Deutschen Bundes) erpicht [d.h. Deutschland als ’Kulturnation’ aber nicht als ‚Staatsnation]
ebenso wie er im Innern - trotz relativ milder, ’liberaler’ Handhabung der  Karlsbader Unterdrückungs- und Überwachungsbeschlüsse (mehr aus Betonung der bayerischen Eigenständigkeit) - am monarchischen Souveränitätsprinzip festhielt. (Vgl. auch Weigerung, das Militär auf die Verfassung vereidigen zu lassen.)

  „Philhellene“: Philhellenismus - Sympathie für die im Aufstand gegen die osmanische

  Herrschaft befindlichen Griechen damals verbreitet;  Ludwigs Sohn Otto wird 1832 König des neugegründeten griechischen Staates (d.h. das moderne Griechenland beginnt unter einem Wittelsbacher!).


Für das kulturelle Gepräge Bayerns wichtige Rolle Ludwigs I. als Kunstmäzen; macht das klassizistische München von damals zu einem Mittelpunkt des künstlerischen Deutschland. Denkmale dieser Architekturpolitik bis heute: Ludwigsstraße in München / Walhalla bei Regensburg/ Befreiungshalle bei Kelheim / Alte u. Neue Pinakothek sowie Glyptothek in München . L. war auch geistiger Urheber des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Geschichtspflege: Historische Vereine / Umbenennung der Kreise (O.-U.-M-Franken, Schwaben, Oberbayern, Oberpfalz) in Anknüpfung an das historische Stammesgefüge ebenso wie die Neugestaltung des Bayerisches Staatswappens.

- ab 1830/32 (Französ. Julirevolution mit Einsetzung des Bürgerkönigtums, Hambacher Fest 1832 als größte liberale Demonstration in Deutschland vor 1848 in der bayerischen Pfalz stattfindend!) Abkehr von der relativ liberalen Regierungspraxis, auch vom Prinzip der konfessionellen Neutralität des Staates (vgl. z.B. ‘Kniebeugeerlass’, s. Buch S. 27).
/Pressezensur verschärft;
/ständige Versuche, oppositionellen Abgeordneten, die Beamte waren, durch Versagen des Urlaubs den Eintritt in die Abgeordnetenkammer unmöglich zu machen;

-   Bei Beginn der Revolutionsereignisse  von 1848  Stellung Ludwigs schon durch die  Lola-Montez-Affäre’ erschüttert; ausschlaggebend für seine Abdankung am 20. 3. 1848 (zugunsten seines Sohnes Maximilian II.) war jedoch, dass er Kompromisse mit dem demokratischen Prinzip aus seinem ausgeprägten monarchischen Selbst­verständnis heraus ablehnte und nicht mitvollziehen wollte. (Siehe Buch S. 28f.)