Stichworte zur Entwicklung der WR in ihrer Mittelphase:

Stabilisierung/Konsolidierung

wirtschaftlich

innenpolitisch

außenpolitisch

 

 

[alles mit Gustav Stresemann als Außenminister 1923-29]

Beendigung der Inflation (Nov. 23)

Dawes-Plan
als realistische, an der deutchen Leistungsfähigkeit orientierter Reparationsregelung
(mit sachten Jahresraten beginnend, Dtld. bis 1930 unter D.-plan 7,17 Mrd. Goldmark)

Anleihestrom von amerikanischen Banken nach Dtld.
8 wirtschaftliche Erholung, Vorkriegsstand weit übertroffen. Allerdings "Goldene Zwanziger" [wirtschaftl./ wissenschaftlich / kulturell] auf Pump - hohe Auslandsverschuldung, Rückrufbarkeit kurzfristiger Kredite

 

 

 

 

 

 

 

Konjunkturrückgang. Winter 1928/29) bereits 2,5 Mio. Arbeitslose

 

24.10.1929 Bankkrach an der Wallstreet 8 Beginn der Weltwirtschaftskrise



Im Gefolge des gescheiterten Hitlerputsches Isolierung des revolutionären Nationalismus; z.B. wiederholte Regierungsbeteiligung der DNVP.
In diesem Zus.hang kann auch die Wahl Hindenburgs im 2. Wahlgang der Präsidentenwahl von 1925 (zum 1.x direkt) gesehen werden:
In gewissem Sinn atmosphärischer Brückenschlag
(„Solang der Reichstag arbeitsfähig blieb und der politische Mechanismus der Republik funktionierte, sind durch die Loyalitätsempfindungen weiter Kreise ...gegenüber seiner Person der Republik Elemente staatlicher Autorität zugeflossen“<Erdmann>)  .

Mit großen Mehrheiten unter Einschluss der DNVP im RT Dawes-Plan angenommen, ferner Locarno-Verträge (siehe rechts), Republikschutzgesetz erneuert, und, ebenfalls 1927, Reichsarbeitslosenversicherung verabschiedet.

Rechtsradikalismus wird zunächst zum Splitterphänomen: NSDAP bei RT-Wahl 1928 lediglich 2,6%,

 

 
1929: 3.10. stirbt Stresemann
(hätte vielleicht zur Integrationsfigur der gemäßigten Rechten und Mitte werden können; mit Ebert und Brüning bedeutendster Politiker der WR).
 
Dezember 1929 Volksbegehren von DNVP, NSDAP und Stahlhelm gegen durch den von Stresemann ausgehandelten Young-Reparations-Plan (durch die demagogische Agitation der Rechtsgruppierungen Negativbeispiel eines Volksbegehrens,  maßgebend für Verzicht auf Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene im Grundgesetz 1949)

Mit Dawes-Plan erträgliche Reparationsregelung, im Gefolge davon Räumung des Ruhrgebiets,
Räumung der 1. Zone des Rheinlands 1926.

LOCARNO- Verträge 1925:
Ausgleich mit Frankreich: wechselseitige Anerkennung der dt. Westgrenze [d.h. deutscher Verzicht auf  Elsaß-Lothringen, aber auch französ. Verzicht auf Los­trennung der Rheinlande!]; Rheinlande bleiben entmilitarisiert. [Signatar- und Garantiemächte:
 D, F, E, Belg., It] [Einmarsch Hitlers in die entmilit. Rheingebiete 1936 = Bruch der Locarno-Verträge.]
Gustav Stresemann, der damit dem französ. Sicherheitsbedürfnis Rechnung trägt, u. sein französ. Amtskollege Aristide Briand bekommen Friedensnobelpreis!
Jetzt auch Weg geebnet für
VÖLKERBUNDSEINTRITT Dtld.s 1926 (gleich als ständiges Ratsmitglied)

Eine ähnliche Garantie der deutschen Ostgrenze- ein „Ostlocarno“ -  lehnt Stresemann ab: Er schloss jedoch mit den osteuropäischen Anrainerstaaten Schiedsverträge ab, will dadurch Dtld. den Weg für eine friedliche Revision der Versailler Grenzziehun­gen im Sinn des Selbstbestimmungsrechts offen halten (etwa im Hinblick auf Danzig, den Poln. Korridor, das Sudetenland, Österreich-Anschluss).

(im Gefolge all dessen z.B. auch  Rückzug der Interalliierten Militärkommission, Wiedergewinnung der zivilen Lufthoheit)

Großes internationales Ansehen Stresemanns.
1926 mit dem kommunistischen Russland ein Freundschafts- und Neutralitätsvertrag
(Berliner Vertrag).

1929 Neuverhandlungen zur abschließenden Reparationsregelung eingeleitet (=YOUNG-Plan), um die 1930 einsetzende Höchstquote des Dawes­plans angesichts der einsetzenden Wirtschaftskrise zu vermeiden.

Was konsolidiert sich auch in diesen ‚guten Jahren’ der Weimarer Republik NICHT?

Ø      Parteiensystem nicht saniert (im Gegenteil neue Splitterparteien).

Ø      Mangelnde Kompromissfähigkeit blieb (vgl. Auseinanderbrechen der Großen Koalition März 1930).

Ø      harter Kern von kompromisslosen Verfassungsgegnern fängt sich und baut seine Positionen aus. Vgl. in diesem Zusammenhang Übergang der DNVP-Führung an den Republikhasser und Pressemagnaten Hugenberg, der eine erneute Radikalisierung dieser Partei herbeiführt, den gemäßigten Flügel hinausdrängt und die DNVP in die taktische Aktionsgemeinschaft mit der NSDAP bringt:  1929 beim Volksbegehren gegen den Young-Plan, in der „Harzburger Front“ 1931 [= Aktionsbündnis gegen Brüning] und schließlich am 30. Januar 1933 im Koalitionskabinett unter Hitler als Kanzler.

Ø      Ferner breites intellektuelles Umfeld der WR-Gegner, sahen die liberaldemokratische parlamentarische Demokratie als überlebtes Modell des 19. Jh.s, als entscheidungs- und führungsunfähiges System und als westlichen Import.